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Ein neuer Blick auf das Zuhause

Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern hat den Lockdown mit drei Generationen unter einem Dach verbracht und währenddessen dazu geforscht, wie sich das Zuhause und die Städte durch die Pandemie-Erfahrung verändern werden.

Frau Horx-Strathern, Sie sagen, nach der Pandemie gibt es kein «zurück zur Normalität». Was war denn falsch an dieser Normalität?
Per se nichts. Aber es gab eine gewisse Erneuerungsbedürftigkeit. Die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt. Während des Lockdowns haben wir eine neue Beziehung zu unseren Städten aufgebaut, weil wir sie ruhiger, sauberer und grüner erlebt haben als je zuvor. Und wir hatten die Chance, unser Zuhause neu zu entdecken, nachdem wir es in den letzten Jahren vernachlässigt haben.

Sie schreiben «während der Pandemie haben wir unser Zuhause wiederentdeckt wie einen lange verschollen Verwandten». Eine schöne Metapher. Wie wird sich unser Zuhause unter diesem liebevolleren Blick ändern?
Die Investition in das eigene Zuhause als Teil ihrer Identität hatte für viele Menschen in den letzten Jahren kaum Priorität; es ging eher um die Aussenwirkung. Denken Sie beispielsweise an die vielen repräsentativen Küchen, die kaum je benutzt wurden. Nun wird der innere Status wichtig, man gestaltet das Zuhause für sich selbst. Das hat Auswirkungen auf die Materialien, mit denen wir uns umgeben. Wir beobachten einen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit und zu runden Formen und mehr Wärme. Wir schätzen wieder mehr, was sich gut anfühlt. Dies ist ein Gegenpol zum kalten und eckigen, das oft die Technik um uns herum ausmacht.

Welche Auswirkungen könnte der neue Blick auf unser Zuhause auf die Raumaufteilung haben?
Das Hoffice (Home-Office) wird bleiben. Das hat eine Bewegung weg von loftartigen offenen Räumen hin zu mehr Privatsphäre zur Folge. Schiebetüren, Paravans und andere Raumteiler werden wichtiger. Auch die Küche wird sich verändern. Viele haben die Zeit, die sie sonst mit Pendeln verbracht hätten, ins Kochen und Backen investiert. Wir beobachten zudem einen Trend zu grösseren Badezimmern. Diese sind zu unserem persönlichen «Selfness Space» geworden.

Sie haben während des Lockdowns mit drei Generationen zusammengelebt. Wie hat sich Ihr Zuhause in dieser Zeit verändert?
Anfangs haben wir alle Möbel umgestellt, weil jeder einen Schreibtisch gebraucht hat. Die tägliche Platzwahl würde ich als darwinistisch beschreiben. Wer etwa ein wichtiges Meeting hatte, hatte Vorrang auf einen ruhigen Arbeitsplatz. Abends sind wir jeweils zusammengekommen zum Kochen und Essen. Wir haben ausgerechnet, dass es um unseren Esstisch 120 mögliche Sitzkombinationen gibt. Also haben wir jeden Abend eine neue Sitzordnung ausprobiert.

Mehr Blick auf die Zukunft

Das vollständige Interview mit Oona-Horx-Strathern und ihren Essay zur Wieder-Entdeckung des Zuhauses finden Sie in der neuen Ausgabe des Magazines Slide.

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Zu Besuch bei Oona Horx-Strathern

Sind Sie neugierig geworden, wie die Zukunftsforscherin und ihre Familie leben? Wir haben sie in ihrem Zuhause bei Wien besucht und mit ihr über die Themen Zuhause, Stadtentwicklung und Home-Office gesprochen.

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Die Zukunft ist jetzt

Adieu Gewohnheit! Hallo Veränderung! Nun ist die ideale Zeit, das Zuhause neu zu gestalten. Futuristin Oona Horx zeigt in ihrem Trendreport auf warum und wie.

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Oona ist Irin, in London aufgewachsen und lebt heute in Wien. Ihr Interesse gilt der Zukunft des Lebens, der Architektur, des Designs, des Bauens und der Stadtentwicklung sowie dem kulturellen und sozialen Wandel. Sie hat Humangeographie an der Universität Bristol studiert und im TV- und Printjournalismus gearbeitet. Sie ist seit nunmehr 25 Jahren Trend- und Zukunftsforscherin und Verfasserin des jährlichen Berichts «Home Report» über Wohn- und Bautrends. Sie lebt im Future Evolution-Haus in Wien, das sie zusammen mit ihrem Ehemann Matthias Horx gebaut hat.

 


Autorin – Evelyne Oechslin
Fotografie – Klaus Vyhnalek